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Wenn Amor mit dem Blasrohr...



Wenn Amor mit dem Blasrohr schießt
Oder: Wenn Romantik auf Wirklichkeit trifft

„Ich habe den Mann meines Lebens gefunden. Er hat alles das, was ich
mir schon immer gewünscht habe: er ist romantisch, sieht gut aus, tut alles für
mich und liebt mich über alles. Mit ihm kann ich mir vorstellen zu heiraten und
Kinder zu bekommen. Ich bin mir sicher, wir gehören zusammen”.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Erkennen Sie sich wieder? -Ja? Dann kann
ich Ihnen nur herzlich gratulieren: Sie haben sich soeben eine imaginäre
Traumwelt aufgebaut! -Das glauben Sie nicht? Sie werden es schon bemerken,
sobald Amor mit dem Blasrohr kommt. Wer dachte, dass dieser Liebesengel mit
herzförmigen Pfeilen schießt, ist schief gewickelt. Er ist gnadenlos, hart und
immer bereit hoffnungslos romantische Träumer mit seinen Betäubungspfeilen zu
lähmen. Wer einmal getroffen ist, bleibt lange betäubt. Und das sogar noch
lange nach der Beziehung…
Hört sich alles ziemlich pragmatisch, übertrieben und brutal an. Um
ehrlich zu sein, das ist es auch. Aber seien wir mal ehrlich: wer verliebt ist,
läuft der Gefahr auf, sich hoffnungslos romantische Ereignisse auszumalen, die
nie eintreffen werden. Vor allem nach der Beziehung kann diese
Vorstellungskraft zu einer Dauerbelastung werden:


„Vielleicht hat er jetzt begriffen, was für ein Idiot er war und meldet sich wieder”/”Vielleicht
treffen wir uns wieder und verlieben uns erneut”/ “Ich habe das Gefühl, dass
wir einfach zusammengehören”


Genau solche Gedanken führen dazu, dass es immens schwierig wird mit
der Beziehung abzuschließen. Die Frage ist nur, wie man diese hoffnungslosen
Gedanken loswird.
Denn es ist doch zum Haare raufen: in Märchen klappt es doch auch mit
der Liebe. Schon Disney hat uns in frühen Kinderjahren gelehrt, dass es nicht
auf den sozialen Status ankommt, sondern vor allem auf die inneren Werte.
Genauso haben uns diese Filme gezeigt, was wahre Romantik aus macht: ein
blitzender Sternenhimmel, ein tiefer romantischer Blick und ein „wahrer Liebe
Kuss”. Egal was zwischen den Liebenden steht, die wahre Liebe findet ihren Weg.
So heißt es jedenfalls. Diese Prägung aus Kindheitsjahren an verführt uns immer
wieder dazu à la Disney zu denken. „Mein Prinz wird schon um mich kämpfen”,
sagt das Herz. „So ein Unsinn”, sagt der Verstand. Der unerbittliche Kampf
zwischen Denken und Fühlen führt uns immer weiter in eine Krise. Aber deswegen
Märchen verbieten? -Nein. Es ist nichts Schlimmes daran, an die wahre Liebe zu
glauben. Sie gibt uns eine positive Einstellung in Sachen Liebe. Was dabei aber
wichtig ist: Nicht jede erste Liebe muss auch die wahre sein. Oder die zweite.
Oder die Dritte. Das hat Disney uns eben nicht gelehrt. Die Realität ist anders
und oftmals hat die Romantik, die wir vergeblich suchen, mit der harten, rauen
Realität nichts gemein oder gar zutun. Oftmals spielt uns unser Gefühl einen
Streich. Es ist nicht immer richtig, was das Herz sagt. Es ist wichtig auf den
Kopf zu hören- Auch wenn es schwer fällt.
„Ich bin weg- Glückliche Pärchen im Park vergiften!”. Wer kennt nicht
diesen Gedanken: am liebsten mit einer Kettensäge durch den Park rennen und
alle Paare “niedermetzeln”, die einen in den Weg kommen. Oder ins Blickfeld.
Ein Gefühl von Minderwertigkeit macht sich in einem breit, sobald man als
“ewiger Single” durch die Straßen schlendert und auf glückliche, frisch
verliebte Paare trifft, die sich wie am ersten Tag küssen, umarmen und
friedlich und glückselig wirken. Die Trauer wandelt sich direkt in Wut und
Frust um: „Wieso um Gottes Namen sind die nach so vielen Jahren glücklich und
verliebt wie am ersten Tag und ich kriege es nicht auf die Reihe jemanden zu
finden, der mich auch liebt? Und das am besten für immer? Wieso bin ich immer
die Person, die mehr liebt als die andere?”. Man trifft immer wieder auf
Unverständnis und fühlt sich einfach „Forever alone”. Ist Resignation ein
Ausweg? Resignation klingt gleich so negativ. Aber wie oft ist es schon
vorgekommen, dass Menschen, die gar nicht gesucht haben, auf einmal das finden,
was sie sich schon immer gewünscht haben? Aber haben diese Menschen auch
wirklich resigniert oder haben sie sich einfach schon längst mit dem Thema abgefunden, nach dem Motto „Brauch
ich nicht unbedingt, schlecht wäre es aber auch nicht?”. Resignation ist doch
meistens ein Resultat aus Frust und Misserfolg. Aus ihr spricht die
Unsicherheit und die Trauer nach einer gescheiterten Beziehung und ist ein
Zeichen dafür, dass man mit dieser noch nicht vollkommen abgeschlossen hat. Sie
ist das Spiegelbild von Minderwertigkeitskomplexen und der Hass auf sich
selbst. Ein Gefühl, dass das Schicksal unfair gegen einen spielt. Resignation
kann also nicht die Lösung sein. Wie banal es auch klingt: es ist eine Frage
der Einstellung. Sträube ich mich gegen eine neue Liebe, wegen des Wunsches den
alten Partner zurückzuwollen, werde ich nie für etwas Neues bereit sein. Diese
Unsicherheit wird an die Außenwelt getragen, sodass neue potentielle Partner
kein Interesse zeigen und wenn sie es tun, es an einem selbst scheitert. Wie
oft passiert es, dass sich jemand für einen interessiert und sich auf einmal
ein ungutes Gefühl, wie ein Knoten im Hals, auftut, das einem sagt: „Du bist
noch nicht bereit!”. Dieses Gefühl sorgt wiederum für Frust, da man
letztendlich bemerkt, dass man die Krise noch nicht überwunden hat. Ein ewiger
Teufelkreis! Geht man aber mit der Einstellung ran, dass der alte Partner nicht
der Zukünftige sein kann und soll, dann nimmt man die Kettensäge in die Hand
und macht sie schlicht und ergreifend aus, lächelt friedlich das Paar an und
freut sich mit ihm, mit dem Hintergedanken, dass es einem selbst irgendwann
auch so ergehen wird. Hoffentlich.

Was einem aber am meisten frustriert ist diese Machtlosigkeit nicht zu
wissen, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden. Wie lange werde ich single
bleiben? Wird die nächste Beziehung erfolgreich sein oder endet sie wieder in
einem Fiasko? Wann werde ich erneut einen Rückfall erleiden, indem ich mich
wieder heulen aufs Bett schmeiße und eine Taschentuchpackung nach der anderen
verbrauche? Man ist gerne Herr über sich selbst und seine Situation. Es
scheitert jedoch an der Ungeduld und den Wunsch den „Mann fürs Leben” zu
finden. Bis dann wieder Amor mit dem Blasrohr kommt und dann direkt danach mit
der Armbrust in den Kopf schießt. Diese schnulzigen Gedanken führen zu nichts
und schon dreimal nicht, wenn die Beziehung vorbei ist. Natürlich darf man den
Grund der Beendigung der Beziehung nie außer Acht lassen. Hat der Partner
beispielsweise seine Gefühle „verloren”, ist die Wahrscheinlichkeit größer von
einer vom Himmel fallenden Kloschüssel erschlagen zu werden, als dass der
Partner seine Gefühle zurückerlangt. Klingt hart, aber es wäre aussichtslos
sich etwas anderes auszumalen. Lieben sich beide Partner noch, ist die
Situation gleich anders zu beurteilen. Um jedoch die Beziehung abschließen zu
können, ist es enorm wichtig, nicht einzuknicken und sich immer wieder die
Gründe vor Augen zu führen, wieso sie scheiterte. Es gibt immer eine
potentielle Wahrscheinlichkeit, dass die Partner wieder zu einander finden. Im
Prozess des Abschließens wäre es aber fatal, sich immer wieder in romantischen
Vorstellungen zu verlieren. Denn es ist nicht voraussehbar, ob es eintritt.
Deshalb MUSS man, auch wenn es schwer fällt, die Beziehung abschließen können,
um einen erneuten Rückfall zu vermeiden oder den richtigen Partner zu
verpassen. Denn wozu träumen, wenn sich der Traum nicht erfüllt?
Wird dieser Traum dann einmal wahr, fühlt es sich schon fast wie eine
Illusion an. Passiert das gerade wirklich? Oder träume ich etwa noch?
Schlimmstenfalls ist es wie ein Schlag in die Magengrube, je nachdem wie gut
man mit dem Expartner abgeschlossen hat. Hängt man noch an ihm, treten schnell
einmal Zweifel auf: ist er wirklich der Richtige für mich? Kann er mir wirklich
das geben, was ich mir schon immer gewünscht habe? Kommt er an meinen Expartner
heran? Aber so verrückt es auch klingt, die Realität kann der Schlüssel zum
Loslassen sein. Sie löscht unsere wohlige Traumwelt aus und hilft uns dabei
nach vorne zu sehen und neuen Mut zu fassen. Ist ein Schicksalsschlag passiert,
so lernt man mit diesem und vor allem seinen Einschränkungen zu leben: hat der
Expartner einen neuen Partner gefunden, so schmerzt es zwar bitterlich, doch es
löst alle romantischen Gedanken, beispielsweise doch noch zusammen zu kommen,
in Wohlgefallen auf. Man sollte lernen, dass nicht alles was zunächst schlecht
erscheint auch wirklich schlecht ist. Amors Konzept ist schlicht und ergreifend
genial: seine Liebespfeile sind der Beginn einer neuen Liebe und einer Periode
frisch geschöpfter Hoffnung. Das Blasrohr bringt einen wieder auf den Boden der
Tatsachen zurück, sobald die Lage brenzlig wird. Trotzdem hat sie ihre Tücken:
meistens wird man erst von der Wirklich eingeholt, wenn es schon längst zu spät
ist…
 
 
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